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Die Entstehung

Thiwelfaria

Die Entstehung



»Damit ihr wirklich versteht, worum es eigentlich geht, muss ich euch erst etwas erzählen. Meine Geschichte, oder besser gesagt, die Geschichte meiner Welt. Eine Parallelwelt wenn ihr so wollt.“
Chris schnaubte: „Eine Parallelwelt, aber natürlich.“
Raoul warf ihm einen verärgerten Blick zu, woraufhin Chris beschwichtigend die Hände hob. „Schon gut, erzähl weiter.“
„Das Ereignis, das meine Welt für immer veränderte und mich letzten Endes hierhergeführt hat, liegt ungefähr achtzehn Jahre zurück. Ich muss gleich dazu sagen, dass ich das meiste selbst nur erzählt bekommen habe, da ich mich an keine Einzelheiten erinnern kann. Es ist, als hätte ich bis dahin nicht existiert, obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon mindestens zehn Jahre alt war.«
Raoul verstummte und blickte eine Weile auf den Boden, bevor er sich kurz räusperte und fortfuhr. »Auf alle Fälle war unsere Welt bis dahin ein wirklich einzigartiger Ort. Kein Paradies natürlich. Es gab, wie bei euch auch, Auseinandersetzungen zwischen den Völkern. Allerdings hielten die sich bis dahin immer in Grenzen.
Es heißt, unsere Welt wurde vor Tausenden von Jahren aus dem Bruchstück eines Sterns erschaffen. Dieses Bruchstück wurde Stellaris genannt. Das Licht brach sich darin in allen Farben. Man sagt, dass er sogar seine Form verändern konnte. Auf jeden Fall hatte man mit Stellaris die Macht, Dinge wachsen zu lassen, Leben zu erschaffen und den Wesen eine Form zu geben. Gedanken hervorzurufen, wodurch diese Lebensformen dann begannen, sich selbstständig weiterzuentwickeln. Und so wurde meine Welt geboren, die bis heute den Namen Thiwelfaria trägt.“
Raoul machte eine kurze Pause, um ihnen die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen. Ihnen schienen jedoch die Worte zu fehlen, weshalb er schließlich fortfuhr:
„Sie nur zu bevölkern, war nicht genug. Wie alle Dinge brauchte auch meine Welt ein gesundes Gleichgewicht und wie es bedauerlicherweise nun einmal so ist, kann das Gute nicht ohne das Böse existieren, der Tag nicht ohne die Nacht, und das Licht nicht ohne die Dunkelheit. Und so war es auch mit Stellaris. Nur wenige besaßen die mentale Stärke, die Macht, die dem Stein innewohnte, zu nutzen. Doch nannte man diese sein eigen, konnte man nicht nur Dinge erschaffen, nein, man konnte sie auch zerstören, genauso wie man in der Lage war, Leben auszulöschen und Erinnerungen zu stehlen. Die Macht, Dinge zu verwandeln, konnte man nicht nur für das Gute einsetzen. Ihr seht also, es war unbedingt nötig, dass der Stein bewacht wurde.
Und so wurden zwei ganz besondere Wesen erschaffen, die, so heißt es jedenfalls, aus einem Teil von Stellaris selbst entstanden sind. Sie waren völlig neutral, weder gut noch böse, ein Mann und eine Frau. Sie existierten nur, um den Stein zu bewachen. Der Stein und seine zwei Wächter verbargen sich an einem geheiligten Ort, der Keth Salvara genannt wurde. Die Jahre gingen vorüber und immer mehr Leben entstand. Es bildete sich eine enorme Artenvielfalt. Sie verteilte sich auf die unterschiedlichsten Lebensräume.
Alles zusammen hatte sich zu einer vollkommenen, in sich geschlossenen Welt entwickelt. Doch leider währt kein Glück ewig. Um des Gleichgewichts wegen gab es auch viele düstere Gestalten in unserer Welt. Und natürlich strebt das Böse immer nach mehr und so kam es, dass sich finstere Kreaturen vor nicht ganz tausend Jahren zum ersten Mal, unter der Führung eines schrecklichen Tyrannen verbündeten. Sein Name war Khorus.“
„Und wer oder was ist dieser Khorus?“, fragte Chris, da Raoul mit seinen Gedanken auf einmal ganz weit weg zu sein schien.
„Entschuldigt bitte“, meinte Raoul betrübt. „Seinen Namen auszusprechen, fällt mir immer sehr schwer. Zu düster sind die Gedanken, die ich mit ihm verbinde.“
Nachdem er sich kurz geräuspert hatte, fuhr Raoul fort: „Es gab nicht viele, die eine Begegnung mit ihm überlebten, von daher sind die Beschreibungen über seine Erscheinung eher ungenau. Er soll ein großes schwarzes Wesen sein, ähnlich einem Menschen mit dem Schwanz eines Skorpions. Seine Haut ist überzogen von rot glühenden Ornamenten. Und seine Augen sollen tief und schwarz wie die Nacht sein. Eine monströse Kreatur.
Viele böse Gestalten wie Minotauren, Kaubuks, ekelige Trolle, Koren und Wasserdämonen haben sich mit Khorus zusammengeschlossen und gemeinsam versuchten sie immer wieder in Keth Salvara einzumarschieren, um den dort aufbewahrten Stein einzufordern. Ein Krieg, der hunderte von Jahren andauerte, im Verborgenen geführt, aber dennoch mit schweren Folgen, suchte den nördlichen Teil unsere Welt heim. Es war kein Ende in Sicht, bis vor ungefähr achtzehn Jahren die alles entscheidende Schlacht geschlagen werden sollte. Diese fand direkt vor den Toren Keth Salvaras statt und dauerte etliche Tage an. Die meisten Kämpfenden verloren dabei ihr Leben. Die wenigen, die übrig waren, ergriffen die Flucht. Am Ende sollte sich alles zwischen Khorus und den Wächtern entscheiden. Khorus war sich sicher, dass er den Stein bekommen würde. Doch er hatte die Wächter unterschätzt. Sie taten etwas, das er selbst niemals getan hätte, weshalb er nicht darauf gefasst war.
Sie opferten ihre Unsterblichkeit und zerstörten damit den Stein. Seither hat sie niemand mehr gesehen und der Stein, insgesamt in vier Teile zerbrochen, verschwand ebenfalls.
„Und was ist aus Khorus geworden?“, wollte Laura wissen.
„Khorus überlebte. Er war zwar am Ende seiner Kräfte, aber ohne die Wächter gab es niemanden mehr, der stark genug war, ihm trotz seiner Verfassung entgegenzutreten.“
Laura runzelte die Stirn. „Und somit konnte er seine Stärke langsam wieder zurückerlangen.“
Raoul nickte. „Ja. Die, die sich all die Jahrhunderte gegen ihn zur Wehr gesetzt hatten, waren zu geschwächt von all den Kämpfen und sie wurden uneins, in der Absicht sich selbst zu schützen. Sie zogen sich zurück, ließen einander im Stich, um sich nur noch um ihre eigenen Völker zu kümmern. Viele verließen die sechs Hochländer, die sehr unter Khorus Tyrannei gelitten hatten, und zogen in den vom Krieg verschont gebliebenen Süden. Diejenigen, die geblieben waren, um ihre Heimat wieder aufzubauen, hegten einen tiefen Groll gegen sie. Sie fühlten sich im Stich gelassen. Die einstigen Verbündeten waren hoffnungslos zerstritten und ebneten somit Khorus den Weg, sich erneut Macht anzueignen und neue Mitstreiter um sich zu versammeln.

Seit nunmehr achtzehn Jahren versuchen wir, uns so gut es geht gegen ihn zur Wehr zu setzen. Doch jeder weiß, dass es, so wie es momentan aussieht, nicht mehr viel Grund zur Hoffnung gibt."



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